Der Wahlsieg von Donald Trump 2016 ist ein Riesenproblem für Europa

Der Wahlsieg von Donald Trump ist ein Riesenproblem für Europa und eine Riesenchance. Denn er könnte Ansporn sein, offensiv ein eigenes europäisches Gesellschaftsmodell zu entwickeln.

 

Jetzt ist es passiert, Was zu lange niemand für möglich hielt, ist geschehen. Donald Trump wird US-Präsident. Und anders als sein Vorgänger Barack Obama wird der neue Mann im Weißen Haus von einer eigenen Mehrheit im Repräsentantenhaus getragen. Damit wird die größte und wichtigste Volkswirtschaft der Welt von einem Mann regiert werden, für den das eigene Interesse zuerst kommt und dessen Wahlprogramm weder berechenbar noch wünschenswert war nicht für die Weltwirtschaft, nicht für Europa, nicht für Deutschland.

Auch wenn Trump verspricht, alles anders zu machen als das verhasste Establishment der Vergangenheit, ermöglicht die Wahlentscheidung keinen Neubeginn für die USA.
 
Vielmehr ist sie das Ende des American Way of Life, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten alles möglich ist wer glaubt das wirklich noch, nach einer defensiven, rückwärtsorientierten Schlammschlacht, die Glaubwürdigkeit und Integrität des neuen Präsidenten grundsätzlich infrage stellte?
 
Was ist vom unerschütterlichen Optimismus in die Machbarkeit der Dinge übrig geblieben? Was vom nüchternen Pragmatismus, Probleme zu lösen, anstatt sie zu bejammern?

Amerika hat sich bis auf die Knochen blamiert Donald Trump wurde von vielen gewählt, die sich selbst als Loser einschätzen, von Unzufriedenen, die überzeugt sind, dass früher alles besser war, als es heute ist, von Konservativen, die in Schwarz und Weiß trennen und sich mit einfachen Antworten auf komplexe Probleme abspeisen lassen.
 
Mit der Wahl Donald Trumps hat sich Amerika bis auf die Knochen blamiert, im In- wie im Ausland. Wer so wie der neue Präsident mit seinem politischen Gegner umgeht, wird nicht die geringsten Skrupel haben, seine nationalen Interessen gegenüber Europa oder der übrigen Welt rücksichtslos durchzusetzen. Das ist die Botschaft Amerikas, die in der Weltwirtschaft hängen bleibt. Sie muss gerade die europäischen Verbündeten der USA erschrecken.
 
Für Deutschland fallen die Würfel nun ganz und gar neu Die USA als Vorbild für ein friedliches Zusammenleben in einem Schmelztiegel unterschiedlicher Minderheiten, ein anstrebenswertes gesellschaftliches und ökonomisches Zukunftsmodell für das alte Europa?

Die USA sind nicht nur eine gespaltene Nation. Die USA sind eine zerrissene Gesellschaft. Wohlhabende Eliten auf der einen, abgehängte Verlierer auf der anderen Seite stehen sich in gegenseitiger Verachtung und Sprachlosigkeit entsprechend verständnislos gegenüber. Das kann kein Vorbild für Europa sein. Es ist Abschreckung.
 
Nationale Interessen zuerst, die nächsten Jahre wird sich der neue Präsident mit höchster Priorität um Amerika selbst und dessen interne Probleme kümmern müssen. Die übrige Welt wird eine Nebenrolle spielen. Aber angesichts der inneren Zerrissenheit sind Kompromisse oder gar Kooperation nicht zu erwarten. Eher Blockaden und Konflikte.
 
Kurzfristige nationale Interessen werden langfristige globale Strategien dominieren. Keine erfreulichen Aussichten für den multilateralen Klimaschutz, die UN-Friedensmissionen der Vereinten Nationen in allen Weltregionen, eine neue Architektur der Weltfinanzmärkte oder die Zukunft Afrikas. Protektionismus wird vor Freihandel kommen. Keine gute Nachricht für die Welthandelsorganisation, die internationale Arbeitsteilung, eine globale Migrationspolitik und die Handlungsspielräume kleiner Volkswirtschaften, die gegen die Macht der Stärkeren auf verlorenem Posten stehen.
 
Europa und Deutschland werden mehr denn je gefordert sein, die strukturellen Probleme vor der eigenen Haustüre selber lösen zu müssen. Wie gelingt es, die religiösen Fundamentalisten im Nahen Osten zu zivilisieren, die diktatorischen Machtansprüche in der Türkei und Russland zu bändigen, das Migrationspotenzial aus Afrika zu verringern und den Nachbarn Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu machen, sodass die Menschen eher bei sich zu Hause bleiben, als sich auf den Weg nach Europa zu machen?

 

Gefahr und Chance für Europa Viele Fragen Und keine davon wird für Europa ohne amerikanische Unterstützung nun einfacher zu beantworten sein, die ungewollte Emanzipation von amerikanischer Unterstützung die viele Europäer immer schon als arrogante Dominanz empfanden ist für Europa beides, Gefahr und Chance.
 
Sie ist gefährlich, weil sie Europa in einem Moment eigener Schwäche, Zerrissenheit und immenser Probleme wie dem Brexit, einem drohenden Staatsschuldenkollaps südeuropäischer Staaten, der Ukraine-Krise, der Brennpunkte in der Türkei und Russland und einer stetig schwelenden Migrationswelle aus der Nachbarschaft trifft.

 

Bestenfalls ist die europäische Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Schlimmstenfalls existiert sie nicht, die Konzentration auf die Innenpolitik in den USA dürfte nur ein Vorbote dessen sein, was auf Europa und Deutschland zukommt. Die USA waren seit dem letzten Jahrhundert immer Avantgarde. Sie gingen ökonomisch und gesellschaftlich in vielen Punkten Europa stets ein paar Schritte voraus. Somit dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis auch in Europa eine Polarisierung der Gesellschaft zu einem ähnlich vergifteten, hasserfüllten Klima führen wird, wie es jetzt in den USA der Fall ist.
 
An vielen Stellen beispielsweise der Asylpolitik ist es bereits so weit und am Ende von Verunsicherung und Ängsten ist für Europa ebenso zu erwarten, dass Nationalismus vor Globalisierung und Abschottung vor Marktöffnung kommen werden. Keine erfreulichen Aussichten für Deutschland mit seiner offenen Volkswirtschaft.
 
Was bedeutet Trumps Sieg für mich und mein Geld? Frühzeitig Brücken bauen, Das Ende des amerikanischen Wegs ist für Europa aber auch Chance. Es könnte Ansporn sein, ein eigenes europäisches Gesellschaftsmodell offensiver und selbstbewusster voranzubringen. Gerade um nicht zu werden, was die USA geworden sind. Wer die zunehmende gegenseitige Sprach und Verständnislosigkeit zwischen den Gewinnern und Verlieren der Moderne, von Globalisierung und Digitalisierung verhindern und dort, wo sie bereits besteht, überwinden will, muss lieber früher als später über Teilhabe und Chancengleichheit, Gerechtigkeit und Verteilung reden.
 
Bürgerliche, hört die Signale! Wer hierzulande einen europäischen Donald Trump verhindern will, der alles negiert, was nicht seinem Weltbild entspricht, muss frühzeitig Brücken bauen. Er muss in Sozialkapital investieren und damit gesellschaftliche und ökonomische Spaltungen gar nicht erst entstehen lassen. Deshalb gehört nun auch für Elite und Establishment und gerade für Bürgerliche und Liberale die Zukunft des Sozialstaates ganz oben auf die wirtschaftspolitische Agenda. Bevor es in Europa zu amerikanischen Zuständen kommt.

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© AgenturppF und Julian Ovidiu

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